Bei der Übung "Wasserglas" geht es für die Gruppe darum, ein Wasserglas aus einem nicht zugänglichen Areal zu bergen. Niemand darf es betreten und niemand darf irgendein Körperteil über dieses Areal halten. Für die Bergung steht allerdings nur ein Hilfsmittel zur Verfügung. Dieses darf nur von Menschen mit Augenbinde berührt werden.
Die Aufgabe ist sehr komplex und verlangt einer Gruppe eine starke Teamleistung ab. Daher gibt es auch verschiedene Schwierigkeitsgrade, die nachfolgend beschrieben werden.
Auch für den Trainer gilt es, permanent aufmerksam zu sein, denn die vielen Regeln leben nur dann, wenn Sie immer eingehalten werden.
Fazit: Nicht ganz einfach, aber absolut lohnenswert.
- Markiere mit einem Seil einen Kreis (Durchmesser. 2,5m) oder nutze eine bedruckte Plane mit einem Kreis/Loch/Brunnen etc. darauf.
- Stelle ein Weizenbierglas mit Wasser gefüllt hinein.
- Markiere mit einem Teller, einer Moderationskarte oder einem vorgedruckten Stück Plane ein Ziel auf dem Boden. Möglichst in einer nicht ganz einfach zu erreichenden Ecke.
- Lege das "Hilfsmittel" zusammen geknüllt (Innenleben nicht sichtbar) neben das markierte Areal.
Das Hilfsmittel
Das Hilfsmittel ist eine "Spinne". Es sind 8 Schnüre die in der Mitte an einem elastischen Gummiring (Expandermaterial oder ähnlich, bspw. dieses hier) befestigt sind. Der Gummiring kann somit durch Zug an den Schnüren gedehnt werden. Durch locker lassen der Schnüre zieht sich der Gummiring zusammen.
- Entscheide Dich für den Schwierigkeitsgrad (Mittel oder Schwer)
Mittel:
Die Gruppe steht um das Setup herum. Du händigst der Gruppe die genaue Anleitung (siehe Download) aus. Ein Teilnehmer liest vor. Folgende Regeln gelten:
- Ziel der Aufgabe: Das Glas muss mit möglichst viel Wasser aus dem Areal geborgen werden und auf dem Zielpunkt abgestellt werden. Ist das geschehen, ist das Ziel erreicht.
- Es gibt ein Instruktorenteam und ein Bergungsteam. Das Bergungsteam trägt Augenbinden.
- Niemand darf mit irgendeinem Körperteil über das gekennzeichnete Areal gelangen.
- Das Bergungstool (siehe Beschreibung) darf nur von den "Blinden" berührt werden.
- Die Blinden dürfen überall berührt werden, außer an den Armen.
- Das Glas darf nicht über den Boden "gezogen" werden, sondern muss angehoben werden.
- Bei jeder Regelüberschreitung verliert das Team 10% des Wassers im Glas.
Schwer
Die Regeln sind im Prinzip die gleichen wie oben. Es gibt nur einen Unterschied: Das Briefing findet nicht dort statt, wo das Spiel aufgebaut ist. Das Team erhält dann lediglich ein grobes Briefing über die bevorstehende Mission, am besten noch als Metapher: Bergen sie das Serum aus dem Brunnen... oder ähnlich.
Dann werden die "Sehenden" zum Ort des Geschehens geführt, während die "Blinden" noch warten. Die Sehenden erhalten nun die restlichen und konkreten Infos. Es ist den Sehenden überlassen, wann sie die "blinden" mit ins Spiel nehmen.
Und: Die Blinden müssen Augenbinden tragen, bevor sie den Ort des Geschehens sehen können.
Die Sehenden müssen die Blinden so dirigieren, dass jeder Blinde eine Schnur des Hilfsmittels in der Hand hat. Anschließend wird so dirigiert, dass die Blinden mittels der Schnüre am Hilfsmittel den Gummiring so weit dehnen, dass er über das Weizenbierglas passt.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten das Glas anzuheben:
- Alle Seile müssen komplett entspannt werden und die Blinden müssen ohne jede Spannung Ihre Seile hochheben.
- Zwei Blinde an gegenüberliegenden Seiten ziehen sehr stark, während alle anderen loslassen oder kein Spannung aufbauen. So wird das Glas im Gummiring gequetscht.
In dieser Übung geht es darum, dass die "Sehenden"/"Führungskräfte"/"Das Instruktorenteam" die Situation erkunden, Informationen sammeln, sich abstimmen und dann entscheiden, wie vorzugehen ist. Zudem müssen Absprachen über die Steuerung der "Blinden" getroffen werden. Und vor allem: Eingehalten werden. Denn: Während des Übungsverlaufes werden sich alle sehr stark in eine operative Rolle hineingezogen fühlen. Jeder gibt seine Sicht der Dinge zum besten und es entsteht manchmal ein heilloses Durcheinander. Das beeinträchtigt die "Blinden" / "Bergungsmannschaft"/"Mitarbeiter".
Ein weiterer Punkt ist die richtige und umfassende Information der "Blinden". Denken die Sehenden daran, oder lassen sie die "Blinden" komplett im dunkeln tappen?
Fragen, die auftauchen können:
Ist es erlaubt das Glas anzufassen, sobald es das verbotene Areal verlassen hat?
Ja, ist es. Aber das musst Du der Gruppe ja nicht vorher sagen 🙂
Hier gibt es natürlich zahlreiche Ansätze und Ideen (Siehe auch Debriefsheet).
- Wie lief die Kommunikation der Sehenden untereinander ab?
- Wie wurden die Blinden behandelt?
- Wie war die Kommunikation zwischen Sehenden und Blinden?
- Haben die Blinden nachgefragt?
- Wurden Sie gehört?
- Wurde vor dem Start ausführlich geplant/ eine Strategie entwickelt?
- Wenn ja: Wurde die Strategie basierend auf den Tatsachen oder basierend auf falschen Annahmen (bspw. das Hilfsmittel als ein Seil betrachtet, die Frage nach dem Anfassen des Glases gestellt?) entwickelt?
- Welche Rollen wurden eingenommen?
- Hat eine wichtige Rolle gefehlt? Welche?
- Motivation: wer war voll, halb, gar nicht motiviert? Warum? hat es mit der Rolle zu tun gehabt? was hätte für mehr Motivation gesorgt?
- Hat sich die Motivation irgendwann verändert?
- Wie haben sich die "Blinden" gefühlt?
Eher Erwachsene. Da die Aufgabe eine gute Portion des Themas "Leadership" enthält, gerade hervorragend für Teams aus Unternehmen geeignet. Perfekt auch für Führungskräfte.
Während der Reflexion stellen sich oft Fragen, die auf das Richtige Leben zugeschnitten sind. Inklusive der Frage, ob die "Sehenden" denn im "richtigen Leben" nun die Führungskräfte sind oder die Mitarbeiter 😉
Themen für diese Aufgabe sind
- Gemeinsame Strategie
- Planung
- Abstimmung des Vorhabens
- Verfolgen eines gemeinsamen Zieles
- Weitergabe von Informationen
- Leadership
- Abstimmung / konstruktive Meetings/ Besprechungen
- Umgang mit nicht gehört werden und operativer Hektik
- Zusammenarbeit und Kommunikation im Team
- Ist Informationsweitergabe Hol- oder Bringschuld?
- Ist die mangelnde Weitergabe darauf zurück zu führen, dass die Führungskräfte böse Absichten haben? Oder nur auf die mangelnde Zeit/ Involvierung in die Aufgabe/ Mithelfen nach Bestem Wissen und Gewissen?
- Ist ein Moderator hilfreich?
- Rollenverteilung
- Aufgabenverteilung
- Hierarchie
- Motivation: Wer war voll motiviert, wer halb, wer gar nicht? Hat sich die Motivation irgendwann verändert?
Bei Fragen: Ausweichende Antworten:
- Ich bin nicht mehr im aktiven Dienst 😉
- Ihr wisst alles, was ihr wissen müsst.
Ständige Überwachung der Regeln. Hier entsteht ein toller Punkt für die Reflexion: Wer wusste von den Regeln, wer hat sie glesen, wie wurden sie weiter gegeben. Wurden sie während der Übung weiter beachtet? Hat jemand Fragen gestellt? Gab es eine Planungspahse, wie wurden Infos weitergegeben? etc.
In der Anmoderation/bei der Anleitung eignet sich dieses Spiel hervorragend für die Nutzung einer fantastischen Geschichte:
- Es gilt ein Serum zu bergen
- Es gilt, den maximalen Gewinn zu erzielen: Das Wasser, das im verbotenen Areal vorhanden ist, ist der Umsatz. Das was übrig bleibt der Gewinn. Oder ähnlich.
Wenn Du möchtest und das Setting es hergibt, kannst Du auch Punkte vergeben.