Aktives Lernen mit Videos

Neulich stand ein besonderer Workshop für mich an:
Es galt, mit den neuen Azubis eines Kunden zwei Einführungstage zu gestalten.

Und natürlich soll an den beiden Tagen auch viel erreicht werden:

#1 – Die Azubis sollen miteinander ins Gespräch kommen und Berührungsängste abbauen
#2 – Die Azubis sollen das Unternehmen und seine Tochtergesellschaften kennen lernen
#3 – Die Veranstaltung soll handlungs- und erlebnisorientiert stattfinden
#4 – Es ist gar nicht so schlimm, wenn die Veranstaltung richtig Spaß macht

Also: Aktives Lernen und Spaß miteinander verbinden!

Das bedeutet: Der klassische Ansatz ist hier fehl am Platz: Mit fünf bis sechs Powerpoint Präsentationen wären die Azubis bereits in den ersten Tagen in Schockstarre verfallen. Bei so einer ablehnenden Haltung gegenüber Powerpoint, muss ich mir natürlich die Frage gefallen lassen, was denn die Alternative dazu ist.

Die Antwort darauf sowie die Art der Umsetzung erfährst Du im weiteren Artikel.

Bevor es weitergeht, allerdings noch ein paar Worte vorab:

Für wen ist dieser Artikel?

Dieser Artikel ist für alle Trainer, Seminar, oder Workshopleiter oder gar Lehrer, die den Mut haben, ausgetretene Pfade (Powerpoint) zu verlassen und mal etwas Neues zu probieren. Dass die Methode natürlich auch Schwachstellen hat ist mir bewusst, allerdings nicht so viele wie der Klassiker. Warum Ich den so bescheiden finde, kannst Du hier nachlesen!

Nachdem das geklärt ist, geht es weiter:

Der Artikel dreht sich im speziellen um den Teil der Wissensvermittlung über die Firma und ihre Gesellschaften und wie man so etwas auch ohne Powerpoint wirksam gestaltet.

Meine Vorüberlegungen: Frontalbeschallung jeglicher Art führt hier auf keinen Fall zum gewünschten Erfolg. Ganz im Gegenteil: Es wäre super, wenn die Azubis selber denken müssten, kreativ sein könnten, Spaß hätten und am Ende eine Dokumentation bekommen würden.

Lösungsansatz: Die Azubis erstellen kleine (Erklär)Videos über die verschiedenen Unternehmensteile

Im Klartext heißt das: Sie müssen selber recherchieren, ihr Wissen in einen Topf werfen, ein Konzept erstellen, kreativ zusammenarbeiten und dabei produzieren sie ein sinnvolles Ergebnis für alle anderen. Denn am Ende existieren vier kurze und kreative Filme über jedes Unternehmen, das alle mit nach Hause nehmen können. Aktives Lernen also.

Smartphone & Tablet machen das leben leichter

aktives Lernen
Glücklicherweise machen Smartphone und Tablet heutzutage so ein Vorhaben ziemlich einfach möglich, sofern man einige Dinge beachtet. Wir verfügen über einen Pool an eigenen iPads, die wir nutzen können. Zusammen mit Mikros und etwas Licht sind so gute Ergebnisse möglich. Wer keine eigenen Geräte hat, kann einfach auf die Geräte seiner Teilnehmer zurückgreifen, auch wenn man dann deutlich weniger Kontrolle hat. Im Moment nutze Ich für die Filme das iPad Air1 sowie das ipad mini2, beide für den Job absolut ausreichend und im Moment günstig zu haben.

Wenn Du Interesse hast, auch einmal einen solchen Workshop durchzuführen, im weiteren habe ich aufgeschrieben, wie wir genau vorgegangen sind.

Und so gehts:

Gruppen einteilen

Zu Beginn werden die Azubis in vier Gruppen eingeteilt. Alle Gruppen bekommen die Aufgabe, ein kleines Video (ca. 1-3 Minuten lang) über jeweils einen Unternehmensteil zu erstellen.

Präzise Instruktionen und Erwartungen

Aus vergangener Erfahrung ist klar, dass diese Instruktion nicht ganz ausreicht. Zu große Unsicherheit sorgt oft für Hemmung und dann geht erstmal wenig. Zudem ist es sehr hilfreich, sich die Aufgabe noch einmal in Ruhe durchlesen zu können.

Drei Flipcharts

Daher haben wir drei Flipcharts mit weiteren Instruktionen vorbereitet.
Diese enthielten einmal die Aufgabenstellung (Was ist zu tun, mit welchen Mitteln,wie viel Zeit steht zur Verfügung, Länge des Videos usw.), eines mit Informationen zum Vorgehen (siehe unten) und eines mit den Fragen, die der Film beantworten sollte.

Die Einteilung der Zeit, die Planung des Projektes, Entscheidung über den Stil oder die Rollen und Aufgabenteilung obliegt dann den Azubis. Schließlich geht es nicht nur um Wissensvermittlung sondern nebenbei auch noch um produktive Zusammenarbeit und Selbstverantwortung.

Wenn das geklärt ist, gehts auch schon los, am Besten in dieser Reihenfolge:

Recherche

Zu Beginn steht erst einmal die Recherche, damit die grundlegenden Fakten für den Film bekannt sind. Dafür standen uns in diesem Fall Drei Quellen zur Verfügung:
# – das Internet
# – kompetente Ansprechpartner vor Ort
# – Unternehmenszeitungen und Broschüren

Die Story

Als nächstes stand für die Azubis an, sich Gedanken über die Geschichte zu machen, die sie erzählen wollen und welche Art Film sie machen möchten: Bspw:
+ Eine Nachrichtensendung
+ ein Interview,
+ einen Scribblefilm,
+ eine Fernsehwerbung
oder ähnliches.

Dazu gab es noch ein paar Basisinformationen zum Storytelling, z.B.:
+ dem Konflikt zu Beginn,
+ dem Spannungsbogen,
+ dem Helden,
+ überraschende Wendungen
und einigem mehr.

Das Drehbuch & Text

Nachdem die Story erst einmal stand, galt es ein kleines Drehbuch anzufertigen, damit klar war, welche Szenen gebraucht werden und wer für Kamera, Ton und Licht verantwortlich ist, wer schauspielert und wer Regie führt. Wer ein Voice-Over aufnehmen wollte, war gut beraten, den Text dafür auch schon festzulegen.

Der Dreh

Alle Gruppen außer einer, haben sich entschieden einen „echten“ Film zu erstellen, mit sich selbst als Schauspielern. Die übrige Gruppe hat einen Scribblefilm erstellt, wie auf dem unteren Bild zu erkennen ist.
handlungsorientiertes Lernen

Das bedeutet: Für die meisten Gruppen ging es jetzt in den Dreh. Hierzu standen Locations auf dem Geländer zur Verfügung. Die Scribblegruppe musste noch einen Zusatzschritt einlegen und weitere Vorbereitungen treffen: Zeichnen ihrer Figuren, colorieren und teilweise ausschneiden. Dafür ging der Dreh dann um so schneller.

Cut, Voice-Over und Musik

Im letzten Schritt galt es, die aufgenommenen Szenen in die richtige Reihenfolge zu bringen, ein cooles Intro sowie Outro hinzu zu fügen sowie evtl. den Text einzusprechen und passende Musik zu suchen.

Gemeinsame Weltpremiere

Nach einiger Zeitknappheit gegen Ende des Drehs gab es nur noch eines zu tun: Die Uraufführung aller Filme im Plenum.
Und die Ergebnisse waren für die Knappheit von Zeit und Ressourcen sowie die Unerfahrenheit der Teilnehmer wirklich sehenswert. Alle Gruppen hatten vollkommen unterschiedliche kreative Ansätze und konnten den Kern ihrer Botschaft hervorragend rüberbringen.
Und natürlich hat der ein- oder andere Lacher nicht gefehlt!

Das Ergebnis: Eine selbst erstellte Dokumentation mit emotionaler Verknüpfung

Am Ende war der Videodreh ein voller Erfolg. Es war nicht immer einfach für die Gruppen, aber alle waren mit ihren Ergebnissen zufrieden. Und so gibt es noch einen weiteren Vorteil dieser Vorgehensweise: Statt einer geschliffenen Präsentation, die schnell wieder vergessen ist, haben die Azubis im Training selbst Hand angelegt und mit ihrem Herzblut eigenen Produkte erstellt. Und so wahrscheinlich eine etwas bleibendere Erinnerung an die Themen hergestellt. Im Nachgang zur Veranstaltung bekamen natürlich alle alle Videos zur Verfügung gestellt.

Das Feedback über die Art der Vorgehensweise war hervorragend: Es hat allen Spaß gemacht, ganz anders als erwartet und mit viel Energie. Dieses Modul war ein voller Erfolg!

Anwendungsmöglichkeiten

Ich denke, dass diese Form des aktiven Lernens für für viele Formen der Wissensvermittlung geeignet ist:

  • Im Training in der Erwachsenenbildung
  • Mit Azubis
  • Mit Führungskräften
  • Mit Studenten
  • In der Schule

Warum ich das ganze aufgeschrieben habe? Damit ihr es nachmachen könnt, ohne bei Null starten zu müssen.

Daher hier nochmal eine genaue Anleitung:

So könnt Ihr aktives Lernen per Video in Euer Seminar aufnehmen. Hier nochmal in aller Ruhe der Ablauf:Gibts auch zum mitnehmen: Download hier!

Die Instruktion

Drei Flipcharts:

#1: Erklärt die Aufgabe und die Gruppeneinteilung
#2: Welche Fragen soll der Film beantworten?
#3: Erklärt die Vorgehensweise

Welches Material wird benötigt?

Tablets oder Smartphone

Tablets mit Kamera, wir haben die iPads mit der Software iMovie genutzt und die Tablets so eingestellt, dass es kein entrinnen aus der App gab.

Apps

In Frage kommen neben iMovie noch Videoscribe everywhere, Tawe oder Stopmotion-Apps sowie andere Schnittprogramme.

Externes Mikro

Es ist immens wichtig, ein externes Mikrofon zu benutzen, denn das interne nimmt alles auf, nur nicht das, was man möchte… Dazu empfehle Ich das Lavaliermikro von Edutige samt Verlängerung. Das Kabel ist lang genug, um einigen Abstand zur Kamera zu haben und das MIrko liefert wirklich eine sehr gute Qualität. Ich habe auch Erfahrungen mit anderen gesammelt, allerdings kam keines an das von Edutige ran.

Licht (optional)

Ich habe fünf dieser Videoleuchten… alle nicht besonders teuer und gut mit normalen Batterien nutzbar. Ich denke, man braucht sie nicht unbedingt, aber hilfreich sind sie schon!

Schreibkram & sonstiges Material

Bunte Flipchartmarker, Flipchartpapier und A4 Papier sowie Scheren, mit denen evtl. Figuren ausgeschnitten werden können

Beamer, Adpater, Leinwand & Lautsprecher

Damit das Abenteuer aktives Lernen nicht abrupt endet, sollte man unbedingt vorher die Technik im Seminarraum checken. Im Zweifelsfall eigenen Beamer, Adapter und Lautsprecher mitbringen. Auf den Beamer verzichte ich meistens, aber Bluetooth-Lautsprecher (plus Kabel, um die iPads schnell zu verbinden) sowie diverse Adapter habe ich immer dabei.

Herausforderungen für die Trainer und Moderatoren

Eine laaaaange Gruppenarbeit

Das heißt, phasenweise kommt man sich als Trainer ein wenig überflüssig vor. In anderen Phasen ist es allerdings so, dass man sehr gefragt ist, wenn es um das Erklären der Technik, bspw. der App, Licht & Ton usw weiter geht.

Eine veränderte Rolle

Man ist nicht mehr in der gewohnten Rolle und muss erstmal damit klarkommen, dass man manchmal einfach nur rumsteht. Man ist ab und zu mal kreativer Sparringspartner oder technischer Helfer, aber eben nicht der allwissende Lehrer. Und um ehrlich zu sein, genieße ich es sehr, nicht permanent vor der Gruppe stehen zu müssen. Sondern der Begleiter auf einer spannenden Reise zu sein.

Vorbereitung rückt in den Vordergrund

Dafür kommt der Vorbereitung eine noch tragendere Rolle zu: Die Tablets wollen auf dem neuesten Stand und aufgeladen sein, genügend Batterien vorhanden, Flipcharts mit detaillierten Anweisungen wollen geschrieben sein und man muss sich selbst nochmal mit der Technik vertraut machen sowie die kleinen Stolperfallen kennen.

Eine weitere Herausforderung ist die Organisation der Recherchemittel:

Im besten Fall gibt es:

  • kompetente Ansprechpartner
  • Lesematerial (Unternehmenspräsentationen, Jahresabschluss, Broschüren, Unternehmenszeitschrift)
  • Internet (Social media, video und unternehmenswebseite)

zur Recherche.

Das muss natürlich im Vorfeld mit den Auftraggebern geklärt werden.

Erwartungen managen

Und zu guter letzt, muss man die eigenen als auch die Erwartungen der Auftraggeber an die objektive Qualität der Ergebnisse runterschrauben.
Denn:
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es gar nicht in erster Linie um das Ergebnis selbst geht, sondern den Prozess. Der auf der einen Seite ein sehr aktives Lernen ermöglicht und auf der anderen Seite dafür sorgt, dass sich alle etwas besser kennen lernen und miteinander in Kontakt kommen. Und zwar so, wie es bei einer herkömmlichen Präsentation nie möglich gewesen wäre.

Blut geleckt?

Hier haben wir alles wichtige für Euch zum Download bereit gestellt. Inkl. detaillierter Instruktionen, Materiallisten und einiger Tipps, damit ihr gleich beim ersten Mal Erfolg damit habt! Tragt dafür einfach Eure eMail Adresse in das Formular links ein!

Du suchst eine Alternative zu Präsentationen hast aber keine Lust, das alles selbst zu machen?

Ich helfe gern. Hier kommst Du zum Kontaktformular, lass uns doch einfach mal schauen, wie ich Dich unterstützen kann.
Sei es mit Material, mit Know-How oder live und in Farbe.

Du hast noch Fragen? Scheu Dich nicht einen Kommentar da zu lassen!

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